Humorvoller Chronist – der „Scheene“ Hermann Kraus

Hermann Kraus sen.
Bildrechte Museum Erding
Hermann Kraus sen.

Schön, dass Sie sich für dieses Bild und das soge-
nannte Erdinger Turmgespräch interessieren. Das
Bild zeigt Hermann Kraus,den Inhaber des Taditi-
ons-Modehauses Kraus in der Erdinger Innenstadt, wie
er mit einem weißen Nachthemd beklei-
det den „Scheenen“, also den Schönen Turm, darstellt. Seinen Gegen-
part spielte in der Anfangszeit der Turmgespräche nach 1968 zuerst
Michael Heindl und dann der spätere Bürgermeister der Stadt Erding,
Karl-Heinz-Bauernfeind. Er schlüpfte in die Rolle des „Stoderer`s“,
des Erdinger Stadtturms.
Nachdem Hermann Kraus 1968 Faschingsprinz der Narrhalla war,
wurde die Idee geboren, im Rahmen der Faschingsauftritte eine Show-
Einlage aufzuführen, die auf lustige und unterhaltsame Weise die Er-
eignisse des letzten Jahres reflektiert wiedergab. Dass sich die beiden
Erdinger Türme über die Lokalprominenz, die Politik und andere gesell-
schaftliche Begebenheiten unterhielten, kam beim Erdinger Fa-
schingspublikum sehr gut an. Und viele der Erdinger Persönlichkeiten
fühlten sich geschmeichelt, wenn sie auf neckische Weise im Turmge-
spräch erwähnt wurden.
Für den ehemaligen Erdinger Stadtpfarrer Josef Mundigl und für Karl-
Heinz Bauernfeind wurden sogar Turmgespräche zum Geburtstag auf-
geführt, die dann deren Lebensweg zum Inhalt hatten.
Die Texte schrieben die Turmsprecher selbst und neben ihrem Ge-
dächtnis recherchierten sie auch in den Zeitungen des vergangenen
Jahres, um die besten Geschichten wiederzugeben.
Mit der Zeit ging das Turmgespräch von der Narrhalla auf den Verein
„Freunde der Stadt Erding“ über und Hermann Kraus sowie sein Mit-
streiter führten das Turmgespräch jährlich im Gasthof Mayr-Wirt auf.
Vor der endgültigen Schließung des Mayr-Wirtes im Jahr 2017 stieg
Hermann Kraus ein letztes Mal offiziell in das Kostüm des Turmes und
verabschiedete das Traditionsgasthaus und sich selbst von seiner ak-
tiven Zeit als Turmsprecher und damit als humorvoller Chronist eines
Erdinger Jahres.
Und so wie die Türme ihr Gespräch begannen mit: „Was gibt´s Neis?
Was hod si denn do in Arding?“, so kamen sie nach ihrem vergnügli-
chen Gespräch auch immer zu dem Schluss: „Ah du, jetz glaub I, derf
ma aufhörn!“